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Planungsbüro Schmoll - Kanalsanierung - Entwässerungsplanung
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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 818 mal aufgerufen
 Allgemeines zu diesem Thema
2001matrix Offline



Beiträge: 2

25.05.2005 10:49
Wurzeleinwuchs öffentlicher Grund Antworten

Hallo,

ich hatte vor kuzem das Problem, dass auf städtischem Grund Bäume durch ihre Wurzeln den privaten Anschlusskanal beschädigt haben. Nach der Satzung ist dies vom Eigentümer, also dem Grundstücksbesitzer zu beheben. Sind Fälle bekannt, in der die Stadt Nürnberg oder andere Städte die Kosten der Sanierung übernommen haben?

mfg


Hausbesitzer ( Gast )
Beiträge:

20.06.2005 14:55
#2 RE:Wurzeleinwuchs öffentlicher Grund Antworten

Statt eine Frage zu stellen, will ich nur meine Erfahrungen schildern und andere Hausbesitzer vor dem gleichen Schicksal bewahren:
An meinem Haus Bj. 1984 , das ich gebraucht erworben habe, trat eine Verstopfung in der Regenwasserleitung auf. Der sehr berufserfahrene Rohrreiniger stellte rasch fest, daß nicht Laub, sondern Wurzeln die Ursache sind, und zwar 6,5 Meter von der Einführstelle des Druckschlauchs entfernt (beides erwies sich später als richtig). Als Übeltäter zog er eine 8 Meter (!) entfernt stehende mittlere Weide oder eine 6 Meter entfernte kleine Eiche in Betracht (beide noch keine 15 Jahre alt). 8 Meter seien, so seine Erfahrung, für eine Weide ein Klacks. Anhand der Entwässerungspläne sollte dann ein Kanalbaubetrieb die Regenwasserleitung an der mutmaßlichen Stelle freigraben und ersetzen. Die Leitung war aber nicht da verlegt, wo sie hätte sein sollen (der Rohrreiniger dazu später: "Versteh' ich auch nicht, ist aber merkwürdigerweise in 2/3 aller Fälle so"). Vermutlich hatten die Bauherren, die gegen Vollendung der Bauphase arg klamm wurden, ein paar Meter Graben und Rohr durch den Vorgarten sparen wollen und die Leitung stattdessen dicht am Haus verlegt. Schlimme Sache, denn über der Einmündung in den Hauptabwasserkanal war später ein massives Eingangspodest betoniert worden. Der Kanalbauer mußte meinen ganzen Vorgarten durchpflügen, bis er schließlich am Haus auf die Regenleitung stieß. Zur Sicherheit wurde noch eine Kamerafahrung gemacht. Dann mußte er das Betonpodest aufwendig abstützen, um bis darunter weiterzugraben. Es stellte sich schließlich heraus, daß ein dünner Wurzelstrang weit durch das Drainagerohr bis in die Regenleitung gewachsen war und (erst) dort einen dicken Pfropfen gebildet hatte. Alles in allem kostete die Sache rund 7.000,- DM (und viele Nerven), nach Einschätzung eines befreundeten Architekten für den Aufwand ein hochanständiger Preis. Die Wurzeln stammten übrigens von einem unscheinbaren Sträuchlein, keine 1,5 m hoch.
Ich habe daraus die Lehre gezogen, daß
1. gebrauchte Häuser, bei deren Bau krass gespart oder sonst mit Unverstand gemurkst wurde, mit versteckten Fallen aufwarten können , die auch ein Sachverständiger vorher nicht feststellen kann,
2. ich in Sichtweite aller Leitungen keinen Strauch und Baum mehr pflanze oder wachsen lasse (so leid mir's tut).

Sanierer ( Gast )
Beiträge:

21.06.2005 14:36
#3 RE:Wurzeleinwuchs öffentlicher Grund Antworten

über dieses Thema gibt es einen interessanten Forschungsbericht der "Ruhr-Uni Bochum" in Kooperation mit dem IKT (http://www.ikt.de/ Herrn Dr.Bosseler). Hier wurde nachgewiesen, dass die Wurzelspitzen beim Wachsen den Weg des geringsten Widerstandes gehen. Die Leitungszone eines Kanals/ Hausanschlusses, in der ein Abwasserrohr liegt, wirkt demnach aufgrund der geringeren Lagerungsdichte des Bodens wie ein Wegweiser. Das Problem sind letztendlich die Hohlräume der Glockenmuffen (z.B. bei Steinzeug- oder Betonrohren). Diese wirken wie eine Wurzelfalle und wachsen entsprechend zu. Da Wurzeln einen Druck bis zu 6 bar aufbauen, wird die vorhandene Elastomerdichtung in der Muffe letztendlich einfach zur Seite gedrückt. Das Rohr wird somit undicht und die Spitze erreicht eine Wasserquelle, wächst weiter und kann aufgrund seiner Kräfte das Rohr weiter aufbrechen und auch zuwachsen. Für den Sammlerbereich gibt es Fräsroboter (oder auch Kettenschleuder), welche einwachsende Wurzeln zurückfräsen können. Diese wachsen jedoch ständig nach, so dass der Fräsvorgang nach einigen Jahren wiederholt werden muß. Für kleiner dimensionierte Grundleitungen/ Hausanschlussleitungen gestaltet sich dieser Vorgang aufgrund der Lage dieser Leitungen schwieriger (Zugang durch den Sammler/ Bögen/ Etagen/ oft kein Zugang durch Schächte möglich).
Effiziente Systeme, welche aus dem vorhandenen Sammler heraus in den Hausanschlusskanal unter TV-Beobachtung einfahren und dort die Wurzeln zurückfräsen, gibt es meines Wissens noch nicht. Es gibt zwar Fräsroboter, welche auf einem Schlitten in kleinere Nennweiten (DN 100/ 150) vorgeschoben werden, allerdings ist hierzu mindestens ein Hausanschlussschacht DN 800 von nöten bzw. es muss ein Kopfloch ausgehoben werden. Ist die Grundleitung anschließen sauber ausgefräst, kann dieser mittels Gewebeschlauchrelining saniert werden. Hier ist jedoch dringend auf eine saubere Ausführung zu achten und darauf, dass der Schlauch hinterwanderungsfrei anliegt. Dies kann meines Wissens nur erreicht werden, wenn der Liner ohne aussenliegende Folie inversiert wird und sich mit dem imprägnierten Harz fest an der Altrohrwandung "verankert". Bei Linern mit außenliegender Folie könnte bei minimalstem Ringspalt sich die Wurzelspitze erneut einen Weg bahnen und den dünnwandigen Liner vielleicht nach einigen Jahren zum Versagen bringen.
Ansonsten steht für den Fall einer zugewachsenen Leitung noch die Möglichkeit, diese komplett grabenlos zu erneuern. Hier könnte man mit dem Berstlining-Verfahren ein PE-Langrohr bzw. PE-Kurzrohre mit Glatten Muffenverbindungen (Abwasser-Vortriebsrohre)vom Sammler bis zum Haus einbauen. Dieses Verfahren benötigt jedoch auch mind. zwei Baugruben (Maschinengrube + Einziehgrube)und kann nur geraden Trassenverläufen bzw. geringen Radien folgen. Das Verfahren hat den Vorteil, dass neue Rohre (am sichersten PE-Langrohr) keine Angriffsflächen bzw. Hohlräume für erneuten Wurzelangriff bieten und man für die nächsten Jahrzehnte ruhe hat.

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